Christine Jantzen im Interview mit Fairpachten

Christine Jantzen ist Mitglied der evangelischen Kirchengemeinde Kieve-Wredenhagen. Vor Ort setzt sie sich erfolgreich für den Naturschutz ein. Die landwirtschaftlichen Flächen der Kirchengemeinde werden zukünftig naturschonend verpachtet.

 

Fairpachten: Über den Umgang mit Kirchenland wird viel diskutiert. Ihre Gemeinde ist eine der ersten, die Naturschutzmaßnahmen in Pachtverträgen vereinbart. Wie kam es dazu? Ein langer Weg oder ein Selbstläufer?

Christine Jantzen: Beides! Der Impuls kam, nachdem wir in Kieve ein Moor renaturiert hatten. Die Auseinandersetzung mit unserem Land und mit der Natur war sehr inspirierend. Danach war klar, dass wir auch bei der Verpachtung unserer Agrarflächen mehr auf die Natur achten wollen. Der Weg bis zum fertigen neuen Pachtvertrag brauchte dann viel Zeit. Wir sind fast alle Laien auf landwirtschaftlichem und ökologischem Terrain und mussten uns das nötige Wissen erst aneignen. Hier war die zusätzliche Beratung durch das Projekt Fairpachten sehr hilfreich.

 

F: Was ändert sich nun auf den Acker- und Grünlandflächen in Ihrer Gemeinde?

C.J.: Ziel war es, unsere Flächen so ökologisch und nachhaltig bewirtschaften zu lassen, wie es einem konventionell arbeitenden Landwirt möglich ist. Nur einer unserer zehn Pächter ist ein Biobauer. Die Pächtertreue liegt uns generell sehr am Herzen. Für unsere Flächen wollten wir eine Bodenverbesserung erreichen sowie die weitere Vergiftung des Bodens und die Erosion verhindern. Die konkreten Maßnahmen dafür sind z. B. die fünfgliedrige Fruchtfolge mit mindestens einer Leguminose, eine Untersaat bei Maisanpflanzungen oder eine anschließende Winterzwischenfrucht, der Verzicht auf Breitbandherbizide oder nicht selektive Wirkstoffe, der Erhalt von Feldgehölzen oder die Beachtung tierschutzrelevanter Maßnahmen beim Mähen.

 

F: Die Kirchengemeinde Kieve-Wredenhagen verpachtet 181 ha Land. Wie haben denn die Landwirte reagiert?

C.J.: Sehr entspannt. Wir haben die neuen Pachtverträge mit den rot markierten Änderungen den Landwirten zugeschickt und dann zum Gespräch geladen. Bei einem Pächter gab es eine kurze Diskussion zum Glyphosat-Verzicht, aber als wir ihm klargemacht haben, dass uns auch dieser Punkt enorm wichtig ist, willigte er ein.

 

F: Sie haben in Ihrer Gemeinde viel erreicht. Worüber freuen Sie sich besonders?

C.J.: Ich freue mich besonders über die Selbstverständlichkeit, mit der in unserem Kirchengemeinderat mittlerweile ökologische Aspekte beachtet werden - das war zum Anfang schon eher schwierig. Und ich freue mich über den Blühstreifen auf einer unserer Flächen, an dem ich fast täglich vorbeifahre, über die sichtbare Zunahme der Artenvielfalt und über das sich langsam verändernde Konsumverhalten in meiner Umgebung. Ich freue mich darüber, dass unsere Pacht-AG von anderen Gemeinden um Rat gefragt wird und wir nun ein Infoportal zur Verpachtung von Kirchenland haben und dass immer mehr Projekte wie Fairpachten entstehen und sich was tut auf dem Land.

 

F: Alle Menschen lieben Kornblumen, um die die Bienen kreisen. Was hat Sie bewegt, sich für mehr Natur in der Landwirtschaft einzusetzen?

C.J.: So banal es klingt: Ich möchte eine gute Zukunft für meine Kinder! Und für mich als Christin ist die Bewahrung der Schöpfung eine Selbstverständlichkeit. Tatsächlich motiviert und aktiviert werde ich durch Zeitungsartikel oder im Internet veröffentlichte Studien mit aufrüttelnden Ergebnissen – über Kornblumen kreisende Bienen sind da, wo ich lebe, schon noch häufig sichtbar. Ausschlaggebend für das Anlegen der mittlerweile sieben Bienenweiden in meinem Dorf war z. B. ein Artikel namens „Tatort Wiese“ in der Zeitschrift „GEO“.

 

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