Projekt-Abschlussveranstaltung Fairpachten
„Die Landschaft zum Blühen bringen und eine gerechte Vergabe von Pachtland ermöglichen“ - mit diesem Thema begann die Projekt-Abschlussveranstaltung von Fairpachten, die am 20. und 21. Oktober 2023 in Loheland bei Fulda stattfand.
„Die Situation für die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft ist dramatisch. Darum ist es so wichtig, Projekte wie Fairpachten zu fördern, die direkt etwas in der Fläche bewirken. Fairpachten leistet mit seinem kostenlosen Beratungsangebot für Verpächterinnen und Verpächter von landwirtschaftlichen Flächen einen wichtigen Beitrag für mehr Naturschutz und damit gleichzeitig für mehr Artenvielfalt“, begrüßte Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz (BfN) die Teilnehmenden der Abschlussveranstaltung.
Gemeinsam mit Projektpartnern und weiteren Akteuren blickte das Fairpachten-Team auf erfolgreiche fünfeinhalb Jahre zurück und warf dabei auch einen Blick in die Zukunft. Das Projekt wurde im Bundesprogramm biologische Vielfalt durch das BfN mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.
„Die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe ist selbst Flächeneigentümerin von fast 23.000 ha, wovon rund 7.000 ha landwirtschaftliche Flächen sind, die naturschutzfachlich verpachtet werden. Bereits vor Projektbeginn haben wir zahlreiche Anfragen von Verpächtern - Privatpersonen, Kommunen oder auch anderen Stiftungen - erhalten und festgestellt, dass es hier eine Beratungslücke gibt. So kam die Idee zustande mit unseren eigenen Erfahrungen eine Beratung anzubieten, die in 2018 durch das Projekt Fairpachten etabliert wurde. Es freut mich sehr, dass Fairpachten bereits von Anfang an erfolgreich gewesen ist“, so Christian Unselt, Vorstand der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe.
Projektpartner/innen stellten ihre eigenen Projekte vor, die ebenfalls viel in der Agrarlandschaft bewirken. So ging Dr. Matthias Wucherer vom Netzwerk Blühende Landschaft mit seinem Vortrag auf erfolgreiche Maßnahmen für ein buntes Grünland in der Landwirtschaft ein und den zweiten Themenschwerpunkt „Unsere Arten in der Agrarlandschaft schützen - Ackerwildkräuter, Wildbienen und Rebhühner“ begann Frank Gottwald vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. und WWF Deutschland mit seinem Vortrag „Förderung der Artenvielfalt auf Ökobetrieben - Projekt Landwirtschaft für Artenvielfalt“.
Karoline Brandt, Projektmanagerin und Regionalberaterin von Fairpachten stellte dar, was Fairpachten in fünf Jahren erreicht hat und gab einen Rückblick auf das einzigartige Beratungsangebot. Insgesamt wurden deutschlandweit jährlich 230 bis 250 Beratungen durchgeführt. Es wurden über 150 Berichte in der Presse veröffentlicht und mit rund 300 Veranstaltungen wurden rund 8.000 Leute direkt erreicht. Ein wichtiger Baustein von Fairpachten ist der Aufbau des Ehrenamtsnetzwerks mit dem Ziel, das Beratungsangebot dauerhaft zu implementieren, indem die Ehrenamtlichen deutschlandweit Verpächter und Verpächterinnen beraten und/oder in Vorträgen auf das kostenlose Angebot aufmerksam machen.
In einem Podiumsgespräch hatte das Publikum die Möglichkeit, die Erfahrungen von Fairpachten-Ehrenamtlichen, -Verpächter/innen und -Multiplikator/innen aus erster Hand mitanzuhören, die sich über das Projekt austauschten und aus der Praxis berichteten.
Simon Grohe, der als Leiter Schutzgebietsmanagement bei der NABU-Stiftung das Fairpachten-Projekt initiiert und verantwortet hatte, rückte die Leistung des Fairpachten-Teams in den Fokus: „Am Anfang war Fairpachten nur eine Idee – dann ein Fördermittelbescheid und ganz viel Arbeit. Dass Fairpachten so ein großartiger Erfolg wurde, ist nur dem außerordentlichen Engagement des Projektteams zu verdanken. Ihr habt die Idee mit Leben gefüllt und Fairpachten zu dem gemacht, was es jetzt ist.“
Am nächsten Tag besichtigten die Teilnehmenden während einer Exkursion zum Mutterkuhbetrieb von Jörg von Schönfels in Herbstein die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen in der Praxis, bei der Grünland-, Beweidungsmaßnahmen und Landschaftsstrukturen vorgestellt wurden. Die Exkursion leiteten Frank Gottwald vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. und WWF Deutschland und Dr. Stefan Meyer von der Georg-August-Universität in Göttingen.
Das Beratungsangebot Fairpachten wechselt Anfang 2024 von der NABU-Stiftung in den NABU-Bundesverband unter dem Dach des Kompetenznetzwerks Agrar.
„Ich freue mich sehr, dass wir beim NABU einen Weg gefunden haben, Fairpachten unter gleichem Namen in dem von mir verantworteten Fachbereich Naturschutzpolitik unter dem Dach des sogenannten Kompetenznetzwerks Agrar fortzuführen. Wir brauchen eine Landwirtschaft, die die Wiederherstellung der Biodiversität fördert und ihr nicht entgegenläuft, eine die dem Klimaschutz dient und diesem nicht schadet. Mit praktischem Einsatz vor Ort durch Projekte wie Fairpachten wollen wir zeigen, wie viele Menschen bereit sind für eine naturschutzverträglichere Landwirtschaft mitanzupacken“, so Konstantin Kreiser, Fachbereichsleiter Naturschutzpolitik NABU-Bundesverband.