Mehr "Wildnis" auf dem Acker

Biolandwirt Ralf Demmerle ist seit 2018 als Regionalberater für Fairpachten tätig und berät Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer, die landwirtschaftliche Flächen verpachten und sich mehr Natur wünschen.

Herr Demmerle, Sie sind Regionalberater beim Projekt Fairpachten der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe. Wie „fairpachte“ ich denn mein Land?

Ralf Demmerle: Viele Landeigentümerinnen und Landeigentümer wünschen sich, dass auf ihren eigenen Flächen schonend mit der Natur umgegangen wird. Dazu bietet Fairpachten ein kostenloses Beratungsangebot an. Wir informieren, welche Naturschutzmaßnahmen für Wiesen, Weiden und Äcker jeweils sinnvoll sind. Die Eigentümerin oder der Eigentümer kann dann mit dem Pächter spezielle Maßnahmen vereinbaren, wie z. B. den Verzicht auf Pestizide oder die Anlage einer Hecke.

In der Beratung empfehlen Sie eine Vielzahl von Naturschutzmaßnahmen. Gibt es eine, die Ihnen besonders am Herzen liegt?

RD: Ja, ganz besonders liegt mir am Herzen, dass wieder mehr Struktur in unsere Landschaft kommt, die Größe unserer Felder verkleinert wird und Biotope vernetzt werden. Dazu dient unsere Maßnahme „Schläge teilen“. Sie sorgt dafür, dass ein großer Acker in zwei oder mehr Felder geteilt wird, auf denen dann unterschiedliche Kulturen wachsen. Zusätzlich gibt es zwischen den Teilstücken einen mindestens drei Meter breiten Streifen, der als Brache den Wildpflanzen Raum bietet, als Blühstreifen Insekten fördert oder als Hecke - im Besonderen - Feldvögeln dient und der Winderosion vorbeugt.

Nun sind ja nicht alle Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer. Was können interessierte Bürgerinnen und Bürger tun, die keine landwirtschaftlichen Flächen besitzen?

Vielleicht kennen sie Landeigentümerinnen oder Landeigentümer und können uns weiterempfehlen. Oder sie sind politisch aktiv und engagieren sich im Gemeinderat oder in der Kirchgemeinde. Die Kommunen und Kirchen sind große Landeigentümerinnen. Gemeinden, die sich für die Biodiversität einsetzen möchten, stellen wir das Projekt gerne persönlich vor.

Sie sind Biolandwirt. Was bauen Sie auf Ihren Äckern an?

RD: Ich baue Weizen, Braugerste, Hafer, Ackerbohnen und Luzernegras an. Angeschlossen an meinen Betrieb ist ein Pferdestall, der mir wertvollen Mist als Dünger liefert.

Würden Sie sagen: bei Ihnen haben Insekten und Feldvögel ein Zuhause?

RD: Auf meinen Feldern haben Wildkräuter ihren Platz und dürfen blühen. In meinen Feldern gibt es Nahrung für Insekten, lichte Stellen dienen Feldvögeln als Brutplätze und seit 2018 wird bei mir auch nicht mehr gestriegelt, um keine Nester zu zerstören. Damit verzichte ich bewusst auf mehr Ertrag, gebe Wildpflanzen, Insekten und Feldvögeln aber Raum zum Leben. Das ist gar nicht so einfach, denn auch ich als Biolandwirt habe gelernt, oder sogar verinnerlicht, dass ein Feld sauber von „Unkraut“ sein muss. Nur dann ist man ein guter Bauer und beweist den Kolleginnen und Kollegen sein Können. Da ist dringend ein Umdenken nötig. Etwas mehr „Wildnis“ auf und neben dem Acker würde helfen, die Biodiversität zurückzubringen.

Dieses Interview erschien ursprünglich in der "Naturschutz in Thüringen", Ausgabe 02/2019.

 

 

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