Mit Fairpachten blühende Äcker und Wiesen für Bienen schaffen

Interview mit Regionalberaterin Barbara Ströll

Unsere Regionalberaterin Barbara Ströll berät seit Februar 2022 Verpächter/innen aus Bayern, die auf ihren Flächen mehr für die Natur und den Schutz von Bienen und andere Insekten tun möchten.

Was können Verpächter/innen denn genau für Bienen auf ihrem Acker tun?

Barbara Ströll: Landeigentümer/innen können gemeinsam mit den Landwirt/innen, die ihre Flächen pachten, Naturschutzmaßnahmen vereinbaren, die Lebensraum für Bienen schaffen und Nahrung bieten. Die bekannten mehrjährigen Blühstreifen aus heimischen Wildstauden bieten sowohl ein Nahrungsangebot für Bienen, als auch Überwinterungs- und Nistmöglichkeiten, insbesondere für Wildbienen. Ackerwildkräuter wie Kamille, Mohn oder Kornblume spielen als Nahrungsquelle eine besondere Rolle. Um die Vielfalt dieser Kräuter zu fördern, kann man zum Beispiel Schonzonen auf dem Acker einrichten, in denen keine Pestizide ausgebracht werden und die nach der Aussaat der jeweiligen Feldfrucht nicht mehr bearbeitet werden. Oder den Saatabstand zwischen den Feldfrüchten vergrößern, wodurch Ackerwildkräuter mehr Licht und Platz zum Wachsen haben. Da Honigbienen die Massentracht bevorzugen, ist eine mehrgliedrige Fruchtfolge, in der auch blühende Pflanzen wie Kleegras oder Ackerbohnen angesät werden, besonders wertvoll. Im ökologischen Landbau sind Leguminosen wie Klee oder Ackerbohnen fester Bestandteil jeder Fruchtfolge. Grundsätzlich ist der Ökolandbau für Insekten und Bienen vorteilhaft, da hier keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel wie Neonicotinoide ausgebracht werden.

Gibt es auch Maßnahmen auf dem Grünland, die für Bienen förderlich sind?

BS: Ja. Wiesen werden häufig vollständig abgemäht. Da ist innerhalb kürzester Zeit das Nahrungsangebot für die Insekten verschwunden. Hier kann man zum Beispiel vereinbaren, dass die Wiese nur zwei- bis dreimal im Jahr gemäht wird und dabei jeweils Wieseninseln oder Grasstreifen stehengelassen werden, die erst beim nächsten Mal gemäht werden. Davon profitieren auch andere Arten wie Feldvögel. Außerdem bieten blühende Landschaftsbäume auf Wiesen oder Äckern sowohl einen Lebensraum für viele Arten als auch ein riesiges Nahrungsangebot auf kleiner Fläche für Bienen und andere Insekten.

Aber nicht jede Naturschutzmaßnahme passt zu jeder Fläche…

BS: Genau. Hier kann Fairpachten helfen: Als kostenloses Beratungsangebot informieren wir die Landeigentümer/innen darüber, welche Naturschutzmaßnahmen auf ihren Flächen geeignet sind und was die Umsetzung in der landwirtschaftlichen Praxis bedeutet. Außerdem stellen wir einen Musterpachtvertrag zur Verfügung und weisen darauf hin, wenn für bestimmte Naturschutzmaßnahmen Fördermöglichkeiten bestehen.

Und wie läuft so eine Beratung ab?

BS: Die Beratung übernimmt eine/r unserer bundesweit aktiven Regionalberater/innen. Per Telefon, Online-Videokonferenz oder auch mal im persönlichen Gespräch geht es zunächst einmal darum, was die Verpächter/innen beschäftigt, was sie sich wünschen für ihre Flächen und ob sie dazu bereits im Gespräch mit ihren Landwirt/innen sind. Wenn möglich, schauen wir uns gemeinsam per Online-Videokonferenz die Flächen im Luftbild an, das hilft, um einen gemeinsamen Eindruck von ihrer Lage und der Umgebung zu bekommen. Dann besprechen wir, was dort aus naturschutzfachlicher Sicht sinnvoll wäre und wie das die Pächter/innen umsetzten könnten. Mit dem Wissen aus der Beratung können die Verpächter/innen dann gemeinsam mit ihren Landwirt/innen die Naturschutzmaßnahmen im Pachtvertrag vereinbaren.

Sie sind selbst auch Imkerin. Wie sieht es mit dem Blütenangebot in Ihrer Umgebung aus?

BS: Obwohl ich extensiv imkere und meinen Bienen nur einen Teil des Honigs entnehme, muss ich ab August den Zucker- bzw. Honigvorrat für die Überwinterung nahezu komplett zufüttern. Nur in Jahren, in denen die Lindenallee in der Nähe viel Nektar bietet, kann es passieren, dass ich fast ohne Zufütterung auskomme. Wenn man bedenkt, dass die Imker/innen früher ihre Völker zur Kornblumenblüte an die Ackerränder gestellt haben und dass extensiv erntende Imker/innen in der Großstadt häufig nicht zufüttern müssen, weil es dort genug Blüten mit Nektarangebot gibt, dann wird klar, dass hier etwas nicht stimmt mit unserer Kulturlandschaft: Das Nahrungsangebot von den umliegenden Äckern und Wiesen reicht einfach nicht. Deshalb ist es wichtig, hier aktiv zu werden und sich für mehr Artenvielfalt in der Agrarlandschaft einzusetzen. Das können übrigens auch alle, die selbst keine landwirtschaftlichen Flächen besitzen: Machen Sie andere auf die Möglichkeit der naturschutzfachlichen Verpachtung aufmerksam, zum Beispiel Ihre Gemeinde- und Kirchenvertretenden, denn auch Kommunen und Kirchen besitzen häufig viele Hektar Land. Gemeinsam können dann weitere Schritte geplant werden – Hand in Hand für die Natur.

Vielen Dank für das Gespräch!

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Tel. 030 284 984 1844

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