Schafhaltung und extensive Beweidung in Niedersachsen

Interview mit Regionalberater Philipp Krämer

Seit Februar 2022 gibt es aufgrund der vielen Beratungsanfragen, die uns erreichen, eine neue Regionalstelle bei Fairpachten: Philipp Krämer berät seitdem Verpächterinnen und Verpächter in Niedersachsen zu Naturschutzmaßnahmen auf Äckern, Weiden und Wiesen. Als passionierter Schafhalter und Mitbegründer einer Agrargenossenschaft kennt er eine naturnahe Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen aus erster Hand.

Philipp, wie bist du Schafhalter geworden und wie hat dich das zu Fairpachten geführt?

Philipp Krämer: Ich bin studierter Biologe, habe promoviert und lange Zeit als Wissenschaftler gearbeitet. Vor ungefähr zehn Jahren bin ich dann auf einen Resthof hier in Niedersachsen gezogen und habe neben meinen wissenschaftlichen Tätigkeiten in meiner Freizeit eine kleine Landwirtschaft mit einer Schafhaltung aufgebaut. Schon in meiner Kindheit habe ich mit meinem Vater zusammen Schafe gezüchtet und später dann einen Zivildienst im Naturschutz gemacht, wo ich mich mit der extensiven Beweidung mit Schafen auseinandergesetzt habe. Dabei habe ich einfach gemerkt, wie großartig das ist und wie sehr man die Natur wertschätzen muss. Mit dem Einstieg in mein Berufsleben und der Geburt meiner Kinder, wollte ich damit dann wieder anfangen. Das nahm schließlich immer mehr Zeit in Anspruch, sodass ich mich dazu entschloss auch einen Teil meines beruflichen Lebens mit landwirtschaftlichen Tätigkeiten zu verbringen. Im Sommer 2021 gründete ich dann mit mehreren Familien zusammen eine Genossenschaft, in der wir einen alten Bauernhof betreiben und neu strukturieren. Das ist ein circa 30 Hektar großer Grünlandbetrieb, den wir schrittweise extensivieren und ökologisch bewirtschaften. Im Februar bin ich dann bei Fairpachten eingestiegen und kann dort nun meine gesamte Erfahrung einbringen.

Als Regionalberater für Fairpachten berätst du Landeigentümerinnen und Landeigentümer zu Naturschutzmaßnahmen auf landwirtschaftlichen Flächen. Inwiefern spielt Naturschutz auf den Flächen eine Rolle, die du bewirtschaftest?

Philipp Krämer: Die Flächen der Genossenschaft werden extensiv beweidet – Naturschutz hat für uns von Anfang an eine entscheidende Rolle gespielt. Viele der Maßnahmen, zu denen meine Kolleg/innen und ich bei Fairpachten beraten, setzen wir hier selbst um. Wir achten zum Beispiel auf eine maßvolle Beweidung mit nur wenigen Rindern pro Hektar Land. Da wir ökologischen Landbau betreiben, verzichten wir natürlich beispielsweise auf jede Form von chemisch-synthetischen Düngemitteln und verwenden Festmist zur Düngung. Da es sich um einen Moorstandort handelt, müssen wir sowieso sehr vorsichtig mit unseren Flächen umgehen und können diese auch nur zu bestimmten Zeiten mit unserem Traktor befahren.

Die Flächen, die ich privat bewirtschafte, sind überwiegend gepachtet oder eine Dauerleihgabe, wo im Gegenzug auf eine naturschonende Bewirtschaftung achte. Zum Beispiel mähe ich erst spät im Jahr, wenn die meisten Pflanzen und Gräser ihre Samen abwerfen konnten und wiesenbrütende Vögel wie Fasane ihre Brust ungestört hochziehen konnten. Dafür bekomme ich sogar von Jägern positive Rückmeldungen. Wenn ich Bereiche auf meinen Flächen mähe, wo noch lange hohes Gras steht, flitzen mir oft die verschiedensten Tiere entgegen – einfach, weil sie dort eine Rückzugsmöglichkeit gefunden haben, einen Ort, wo sie sich verstecken können. Und meist rennen sie dann in einen anderen Bereich meiner Weide, den ich noch nicht gemäht habe.

Du bist Regionalberater von Niedersachsen. Wieso ist Naturschutz deiner Meinung nach in dieser Region besonders wichtig?

Philipp Krämer: In Niedersachsen gibt es häufig sehr große Schläge und Regionen, die stark landwirtschaftlich genutzt werden, teilweise auch ganz spezialisiert, zum Beispiel in der Wesermarsch, wo eine intensive Milchviehhaltung stattfindet. Oft gibt es auch keine natürlichen Strukturen mehr, sodass man große Flächenkonstrukte ganz leicht mit großen Maschinen bewirtschaften kann. Es gibt hier Zeiten, in denen alle auf einen Schlag mit ihren Traktoren und Mähwerken in unglaublichen Geschwindigkeiten ihre Flächen abmähen. Das ist natürlich eine Phase, in der sich die Natur ganz extrem diesem Druck ausgesetzt ist. Und wenn wir da in großen Bereichen keine Rückzugsmöglichkeiten haben für Tiere, dann ist das problematisch. Da kann bereits jede kleine Fläche, auf der zum Beispiel erst später im Jahr gemäht wird, viel Wert sein als Insel der Biodiversität inmitten von intensiv genutzten Flächen. Ich freue mich darauf, als Berater für Fairpachten einen Beitrag dazu zu leisten.

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Tel. 030 284 984 1844

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