Wir setzen uns für Wildbienen ein - Interview mit Linda Trein und Christian Monier

Der Nachwuchs der solitären (einzeln lebenden) Wildbienen überwintert in hohlen Pflanzenstängeln, selbstgegrabenen Gängen in der Erde oder im Totholz - gut versorgt mit Nektar und Pollen. Bei den Hummeln überwintern die Jungköniginnen zum Beispiel im Erdboden mit geringer Sonneneinstrahlung und graben sich bis zu 15 cm Tiefe ein. Auch wenn die Wildbienen jetzt ruhen, so nutzen wir von Fairpachten diese Zeit, um aktiv auf den Schutz der Wildbienen aufmerksam zu machen.

Fairpachten hat Wildbienenexpertin und Regionalberaterin Linda Trein und den Imker und ehrenamtlichen Teamkollegen Christian Monier zum Thema Wildbienen interviewt.

Fairpachten: Wie setzt ihr euch bei FP für die Wildbienen ein?

Linda Trein: Ich berate Flächeneigentümerinnen und Flächeneigentümer zu Naturschutzmaßnahmen auf landwirtschaftlichen Flächen. Viele dieser Naturschutzmaßnahmen zielen darauf ab, mehr Blüten in die Landschaft zu bringen. Davon profitieren dann sehr viele Tiere, eben auch die Wildbienen.
Christian Monier: An Infoständen und durch Vorträge informiere ich interessierte Menschen dazu, wie es unseren Wildbienen geht und wie man helfen kann, die Situation nicht nur für die Wildbienen zu verbessern.

FP:Was verbindet ihr mit Wildbienen?  

LT: Ich bin während meines Studiums der Agrarwissenschaften in Bonn am damaligen Institut für landwirtschaftliche Zoologie und Bienenkunde zum ersten Mal darauf aufmerksam geworden, dass da neben der Honigbiene noch eine Menge anderer Bienen herumfliegen. Mein Dozent hat mich mit seiner Leidenschaft für Wildbienen angesteckt und diese Begeisterung hat mich seitdem nicht mehr verlassen. Ich habe in meiner Diplomarbeit Wildbienen auf Industriebrachen im Ruhrgebiet untersucht und später auch freiberuflich Wildbienenzönosen erfasst.
CM: Wildbienen sind für mich sehr faszinierende Wesen, die mich schon sehr lange begeistern. Ich genieße es, Wildbienen zu beobachten und freue mich immer, wenn ich anderen Menschen diese ansteckende Begeisterung zeigen darf.

FP:Wie ist die derzeitige Situation der Wildbienen?

LT: Mehr als die Hälfte der in Deutschland vorkommenden knapp 600 Wildbienenarten gilt als gefährdet. Mangelndes Nahrungsangebot, zu wenige geeignete Nistplätze und auch der Klimawandel machen ihnen zu schaffen.
CM: Auch die Art und Weise, wie wir Landwirtschaft betreiben, hat sich im letzten Jahrhundert sehr gewandelt. Der Einsatz von Pestiziden, größere Felder und damit einhergehend der Verlust von blütenreichen Randstrukturen, wie Feldrainen und Hecken, sind nur einige Bespiele, die den Wildbienen zu schaffen machen.

FP: Was unterscheidet Wildbienen von Honigbienen? Welche Bienenart ist nützlicher und warum?

LT: Honigbienen gibt es in Deutschland so gut wie ausschließlich unter imkerlicher Obhut. Sie bilden mehrjährige Staaten mit einer Königin, vielen Arbeiterinnen und Drohnen. So vielfältig die verschiedenen Wildbienenarten aussehen, so unterschiedlich sind auch ihre Lebensweisen. Die bekanntesten Wildbienen sind die Hummeln. Diese bilden tatsächlich auch Völker, diese sind jedoch im Gegensatz zu den Honigbienenvölkern bloß einjährig. Dann gibt es Wildbienen, die sich gemeinsam einen Nesteingang teilen, dann aber ihr eigenes Nest alleine versorgen und es gibt sogar Wildbienen, die sogenannten Kuckucksbienen, die ihre Eier einfach in die fertigen Nester anderer Wildbienenarten legen. Keine Bienenart ist nützlicher als die andere. Es gibt Wildbienen, die aufgrund ihres Körperbaus oder der Länge ihrer Zunge Pflanzen bestäuben können, die die Honigbienen nicht bestäuben (z. B. werden Tomaten ausschließlich von Hummeln bestäubt, Luzerne hat eine spezialisierte Wildbiene, die Luzerne-Blattschneiderbiene), dennoch kann man nicht sagen, dass eine Bienenart nützlicher ist als eine andere. Wir brauchen die Gesamtheit aller Bestäuber (weltweit betrachtet sind z. B. Käfer die bedeutendste Bestäubergruppe), um unsere Ökosysteme zu stärken.
CM: Als Imker weiß ich sehr gut, dass Honigbienen stechen können, bei den Wildbienen ist das anders. Zum einen ist der Stachel bei vielen Wildbienen nicht in der Lage in die menschliche Haut einzudringen und zum anderen haben Wildbienen ein sehr geringes Verteidigungsverhalten, sie fliehen lieber als zu kämpfen. Die enorme Aufgabe der Bestäubung kann die Honigbiene alleine nicht schaffen, dazu bedarf es der Fülle der Bestäuber. In unserem Lebensraum sind die Bienen, also Wild- und Honigbienen zusammen, die wichtigsten Bestäuber.

FP: Welche Naturschutzmaßnahmen können ergriffen werden, um die Wildbienen zu schützen?

LT: Viele Wildbienen sind auf Pflanzenarten spezialisiert, die vor allem auf mageren Standorten gedeihen. Der große Nährstoffeintrag in der Land(wirt)schaft hat solche Standorte im ländlichen Raum verdrängt. Wird auf Düngemittel verzichtet, werden Wiesen und Weiden im Laufe der Zeit ausgemagert. Es kommt zu einem lichteren Aufwuchs. Arten wie Margerite oder Glockenblume können sich wieder ansiedeln. Auf Äckern sind für Wildbienen alle Maßnahmen förderlich, die  Blüten in die Landschaft bringen, also z. B. die Anlage mehrjähriger Blühstreifen oder eine Ackerbrache mit Selbstbegrünung.                                                                                                                                                                             CM: Mehrjährige Blühmischungen enthalten, im Vergleich zu einjährigen Mischungen, einen höheren Anteil und eine größere Vielfalt heimischer Wildpflanzen. Sie bieten auch spezialisierten Blütenbesuchern wie Wildbienen eine gute Nahrungsbasis, und auch andere Insekten finden gute Lebensbedingungen und Überwinterungsmöglichkeiten vor.

Der komplette Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide, wie Insektizide, Herbizide, Fungizide und Nematizide sowie Saatgut-Beizmittel und Wachstumsregulatoren verringert negative Umweltauswirkungen erheblich. Das Grundwasser und der Boden inklusive der Bodenorganismen werden geschont – ebenso angrenzende Säume, Gewässerränder und Hecken. Wenn am Ackerrand Blumen blühen, dann sieht das nicht nur schön aus – der bunte Blütenteppich ist eine ergiebige Bienenweide. Eine pestizidfreie Landwirtschaft fördert insbesondere die Vielfalt von Ackerwildkräutern, Insekten und Feldvögeln: es blüht, summt, brummt und zwitschert wieder.

All die genannten Maßnahmen können Verpächter/innen landwirtschaftlicher Flächen in ihren Pachtverträgen vereinbaren, um so etwas für die Bienen zu tun.

Wollen Sie mehr zum Thema Wildbienen lernen? Dann schauen Sie sich das Video von Linda Trein mit dem Schwerpunkt „Wildbienen in der Agrarlandschaft und was getan werden kann, um sie zu schützen“ an.

Hier geht es zum Video.

 

 

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